Tongariro Alpine Crossing

Schwierigkeit Great Walk-Standard (leicht)
Höhe/Länge

gesamt 20km

auf 800mH, ab 1100mH

Gehzeit 1 Tag

"Die" Tagestour Neuseelands wollten wir eigentlich gar nicht machen - wieder einmal ein dem Wetter geschuldeter Planwechel! Das ursprüngliche Ziel war der Northern Circuit über die Weihnachtstage, der weite Teile des Crossings mit einbezieht und "Mt Doom" Ngauruhoe umrundet.

 

Wirklich schlechtes Wetter war für den Start angekündigt mit Sturm und Regen, für die folgenden Tage auch eine hohe Gewitterneigung. Unser Plan war, es dennoch zu versuchen, da abgesehen vom ersten Tag eher kürzere Etappen geplant waren, die dem Wetter zumindest teilweise anpassbar wären.

Also bei Nullsicht und horizontal daherkommendem Regen los ins Getümmel! Mit etlichen Tageswanderern stiegen wir hinauf auf das zentrale Vulkanplateau der Nordinsel. Das Wetter wurde immer schlechter, aus Wind wurde Sturm und die Temperaturen fielen rapide. Trotz (für europäische Verhältnisse!) optimaler Ausüstung waren wir bald völlig durchnässt - trocknen würde unsere Ausrüstung aber auch auf der unbeheizten Hütte kaum vollständig und die Sichtweite betrug am unteren Rand des South Crater kaum mehr zwanzig Meter. Dafür, so beschlossen wir kurz unterhalb des höchsten Punktes am Red Crater, wollten wir nicht vier Tage unterwegs sein - immerhin hatten wir ja Urlaub!

 

Als einige der wenigen drehten wir daher um, die meisten gingen trotz teilweise abenteuerlichster Bekleidung einfach weiter - vielleicht auch unreflektiert. Von dünnen Jeans und Tanktop bis Hotpants und All Stars an den Füßen - der Preis für das unsinnigste Gewand hätte aufgeteilt werden müssen. Wohl fühlte sich kaum jemand!

 

Zwei Tage später hatten wir furchtbares Wetter in aller Ruhe ausgesessen und waren froh, die Sintflut nicht am Berg erlebt zu haben. Der Plan B entstand: wir wollten die aktive Vulkanlandschaft da oben sehen und die einzig sinnvolle, verbliebene Option war eine Tageswanderung über das Alpine Crossing.

 

Bei leichter Bewölkung, die weiter oben als Nebelschwaden um die Gipfel strich, stiegen wir in herrlich warmem Wetter schnell und mit leichtem Gepäck höher, trotz reichlich Mitbwerbern waren die Ausblicke éin Traum. Vor allem die Kraterlandschaft ab dem höchsten Punkt, dem Red Crater, mit ihrem Farben und Gerüchen war faszinierend. Dankenswerterweise rissen hier die Wolken immer wieder ganz auf und ermöglichen mystische Einblicke...

 

Am Red Crater bogen wir (allein) auf den einsamen, fast weglosen sidetrip zum Gipfel des Mt Tongariro ab - eine tolle Aussicht auf all die bunten Seen und diese bizarre Mondlandschaft für eine knappe Stunde Mehraufwand. Natürlich ohne Betreten des eigentlichen Gipfels! Der Tongorario gilt den lokalen Maori als tapu, ist einer ihrer heiligsten Berge und muss daher mit Respekt behandelt werden, wozu auch gehört, den höchsten Punkt nicht zu betreten.

 

Vorbei an den knallgrünen Emerald Lakes (auch sie tapu...), rauchenden Rissen im Gestein führte der Weg zum großen Blue Lake. Hier sagten wir der Kraterebene lebewohl und begannen den langen Abstieg bis zum Parkplatz, von wo uns das Bus-Shuttle wieder zum Ausgangspunkt zurückbringen sollte. Trotz angenehmer Wege - breit und nie zu steil - und einem wirklich schnellen Gehtempo wollte dieser langweiligste Teil der Tour fast nicht mehr enden. Ausblicke auf den jüngst aktiven Te Mari-Krater und in die Ferne zum großen Lake Taupo rundeten aber auch diese letzten Kilometer ab!

 

Trotz der Vielzahl an Besuchern ist diese Landschaft unglaublich faszinierend, wir waren sehr froh, dass wir die "heiligen Krater" doch noch erleben hatte dürfen!

 

Mi 26.12.2019