Speargrass Track &  Speargrass Creek Route

Schwierigkeit tramping track, route (mittel bis schwer)
Höhe/Länge

11km

800m Höhenunterschied

Gehzeit auf 5-6h, ab 4-5h

Was tun, wenn man Geburtstag hat in einem fremden Land mit einer herrlichen Wildnis? Für mich war die Frage klar: hinaus in die Natur! Wir hatten uns auf unserem Weg vom Norden der Südinsel an die West Coast als Zwischenstopp den Nelson Lakes National Park ausgesucht, wo einige schöne alpine Wanderungen locken.

 

Ziel war die Angelus Hut, hoch in den Bergen auf 1650m in einer Senke am gleichnamigen See gelegen. Eigentlich wollten wir über die bekannte Robert Ridge aufsteigen, einen leichtne, aber recht exponierten Felsrücken. Allerdings riet man uns im Nationalparkzentrum davon ab, da das Wetter regnerisch und stürmisch angesagt war.

Die Alternative war die Speargrass Route, die anstelle von exponierten Kämmen ein relativ geschütztes System von Flüssen und Bächen zum Aufstieg nutzt. Vom Parkplatz weg ging's gleich direkt in malerischen Urwald - echten Herr-der-Ringe-Wald! Die hiesigen, malerisch krumm wachsenden Buchen mit den dicken Moospolstern waren ein echtes Erlebnis.

 

Nach einigen Zeit mit relativ ebenem, gutem Weg erreichten wir den Speargrass Creek, dem wir weiter bergwärts folgen sollten. Ab hier war der Weg meist nur eine seichte Trittspur und wir erkannten bald, woher der Bach denn seinen Namen hatte: ab der Baumgrenze stand das messerscharfe Speargrass dicht an dicht. Mit kurzen Hosen hätte ich hier nicht unterwegs sein wollen!

Oberhalb der "Buschgrenze" führten die Markierungsstangen immer dem Bach entlang nach oben, oft sogar im Bach - unzählige der in Neuseeland so häufigen stream crossings (ohne Brücke) waren nötig. Im Talschluss ging's dann steil nach oben auf den Ausläufer der Robert Ridge, die hier von links heranführte. Kurz darauf standen wir am Rand des großen Kessels, in dem die Angelus Hut steht, und waren erstmals voll dem Wind ausgesetzt. Gut, dass wir den geschützten Weg genommen hatten...

 

Bis zur Hütte holte uns dann das Wetter ein, am Schluss regnete es - zwar nciht sehr stark, aber waagrecht. In der Nacht gab es sogar Schnee - im Hochsommer auf knapp 1700m! Für Europäer ungewöhnlich, hier aber ganz normal - vom Gefühl her entspräche auf den südlichen Alpen die 2000m-Marke fast schon einem Dreitausender.

 

Aber da die Angelus Hut erst kürzlich neu erreichtet und vergrößert worden war, genossen wir den Komfort einer sauberen, neuen und wetterbedingt nahezu leeren Hütte. Durch's Panoramafenster in den Schneeregen schauen, während man sich gerade sein Süppchen kocht, das kann was!

...und wenn man dann noch mit einem Geburtstagsgeschenk überrascht wird, mit dem man in dieser Umgebung so gar nicht rechnet - Herz, was willst du mehr?

 

Am nächsten Tag Sonne, aber eisiger Wind und verkrusteter Schnee - wir gaben unseren halbherzigen Plan, auf den schrofigen Mt Angelus zu steigen, auf und widmeten uns zurück im Tal lieber dem sonnigen, weltoffenen Städtchen Nelson.

 

Di/Mi 15.-16.12.2015