Gillespie Pass Circuit

Schwierigkeit advanced tramping track (mittel bis schwer)
Höhe/Länge

gesamt 58km (20km mit Jetboat)

bis 550mH im Aufstieg / 850mH im Abstieg

Gehzeit 2,5 Tage (je 6-7h)

Das erklärte Ziel war eine Einstiegswanderung im Mt Aspiring National Park - mindestens drei Tage lang, nicht zu überlaufen, aber auch nicht unmarkierte Wildnis.

 

Nach Abwägen einiger Optionen entschlossen wir uns für eine klassische Kiwi-Option im Norden des Lake Wanaka: der Gillespie Pass Circuit sollt's werden! Diese recht einfache Wanderung auf oft schmalen, (etwas) weniger begangenen Wegen führt durch das Flusstal des Young River von dessen Mündung in den Makarora River bis an den Talschluss, danach über den namensgebeneden Gillespie Pass und hinunter in die weite Tallandschaft des Siberia Valley.

 

Weil wir das Jetboat, einen in Neuseeland entwickelten Flachwasserantrieb für Schnellboote, ausprobieren wollten, ließen wir uns vom lokalen Betreiber von Makarora Township bis an den Young Mouth fahren - ein eindrucksvolles Erlebnis bei über 40 km/h in teilweise nur 15cm hohem, aber reißendem Wasser!

 

Der Track ins Young Valley ändert sein Wesen bis zur Abzweigung des nördlichen Flussarms kaum: enges Tal, dichter Wald am steilen Hang, knallblaues Flusswasser - herrlich malerisch.

Einzig der Weg kämpfte oftmals mit der Hangsteilheit un den hier doch beträchtlichen Niederschlagsmengen: mehrere Rutsche zwangen zu Umwegen und oft war ein Klettern steil bergauf, von Wurzel zu Wurzel, gefragt.

 

An der Flussgabelung Young Forks weitet sich das Tal, wir standen plötzlich auf einer sanften Lichtung in hüfthohem Gras. Dies sollte aber nicht lange so bleiben: der Weg führte rasche wieder in den Wald, das Tal wurde wieder schmal, einige aktive Rutschungszonen waren zu queren. Obwohl der volle Rucksack langsam seinen Tribut forderte, erreichten wir vor dem endgültigen Einsetzen der Müdigkeit unser Ziel, die fast leere Young Hut.

Nach einem ausgiebigen Besuch des Badezimmers (Young River, fließendes Wasser mit etwa 10°C) agb's essen und ein paar Gespräche mit einem einheimischen Schafzüchter, der diesen Weg regelmäßig ging - und sogar frische Eier für's Frühstück mitgebracht hatte! Gut, einmal auch die (sehr entspannte!) einheimische Sichweise zu Wanderwegen und Tourismus zu erfahren.

 

Der nächste Tag war quasi der "Gipfeltag" über den Gilespie Pass auf etwa 1600m, für hiesige Vehätnisse ein sehr hoher Wanderpass. Da eine recht laute israelische Gruppe spätabends auf der Hütte eingetroffen war, entschlossen wir uns zu einem frühen Start, um allein die Natur genießen zu können, und waren schon bei Sonnenaufgang unterwegs Richtung Talschluss.

Von diesem gewaltigen Kessel mit seinen hohen Felswänden rauschten noch die Lawinen des vergangenen Winters - glücklicherweise weitab on unserem Weg. Dieser zog steil zwischen Grasbüscheln durch eine noch steilere Flanke! Allerdings gaben die Snowgrass-Büschel sowohl Halt wie auch eine Art Geländer, wodurch der Aufstieg kein Problem war. Auf der Passhöhe empfing uns - klar - eine steife Brise, wir rasteten dennoch im Windschatten einiger Felsen und genossen den Ausblick auf die nahen, hohen Berge, allen voran Mt Awful, dessen beeindruckender Südgrat direkt am Pass startet.

Direkt hinter dem Pass war ein großes Schneefeld zu queren, danach führte die Stangenmarkierung teils weglos, teils auf Trampelpfaden durch alte Felssturzzonen und Schotterfelder hinunter ins nette Tal des Gillespie Stream. Diesem folgten wir nur kurz und standen bald im "unendlich" weiten Tal des Siberia Stream - eine einzige, riesige Graslichtung! Trotz der lauernden Sandflies war die verlockung nach einem kurzen Kneippbad unwiderstehlich... und nach etwa einer weiteren Stunde sanfter Graswanderung erreichten wir auch schon unser Tagesziel, die geräumige Siberia Hut - mit Flugfeld und Heliport! Was für Kiwis keine große Sache ist, fanden wir Alpeneuropäer doch sehr übertrieben: Tagesausflüge in die Wildnis mit dem Hubschrauber? Immerhin hielt sich der "Flugverkehr" in Grenzen, insgesamt sahen wir an diesem Nachmittag wohl nur 2 sehr kleine Maschinen.

 

Den Rückweg hatten wir wiederum mit Jetboat geplant: an der Einmündung des großen Wilkin River sollte uns nach drei gemütlichen Gehstunden unser Käpt'n wieder abholen und an den Ausgangspunkt zurückbringen.

Wir waren etwa eine halbe Stunde zu früh dran und das Warten am Ufer hatte es in sich: das Sandfly-Abwehrmittel ging aus, was ich trotz dauernder Bewegung und Eintauchen ins Wasser merhfach zu spüren bekam! Als Belohnung folgte aber eine wirklich malerische, lange Bootsfahrt mit Vollgas den breiten Wilkin hinab. Eine Tolle Tour!

 

Mo-Mi 28.-30.12.2015