Mera Central

Schwierigkeit leichte Steige, Gletscher bis 35° / F
Höhe/Länge

Gipfel 6461m

700mH

Gehzeit 6h gesamt

 

Nach dem problemlosen Aufstieg zum Mera La erfolgte der Weiterweg zum High Camp komplett auf dem Gletscher, allerdings konnte die gut ausgetretene Spur bei besten Schneeverhältnissen seilfrei begangen werden. Außer einigen glatten Stellen war der Weg einfach und gleichmäßig begehbar, nach weniger als zwei Stunden konnten wir schon das Hochlager beziehen: Die ganze Saison über steht, geschützt vom Ende einer Felsrippe, eine Gruppe von Zelten auf einem exponierten Adlerhorst neben den Gletscherbrüchen.

 

Abends wurde Dhal Bhat ins Zelt serviert (!), dann hieß es kurz rasten: Für halb zwei Uhr war der Aufbruch geplant. Schnell noch eine Schale Porridge hinuntergewürgt, dazu eine Tasse Tee, Steigeisen angelegt und los...

Zuerst kurz flach, dann direkt in Falllinie den steiler werdenden Hang hinauf zog die Spur - keine gleichmäßige Steigung oder Ausnutzung der Geländeformen, wie wir das aus den Alpen kannten. Aber neben der Spur war die Schneedecke lose und grundlos tief. Also stapften wir langsam (!), aber stetig auf der aberwitzig steilen Spur den dunklen Hang hinauf. Es war stockdunkel und windig, aber nicht sehr kalt.

 

Nach der Überwindung der einzigen sichtbaren Spalte an einem Geländeknick flachten die Hänge langsam ab, das erste Licht des Tages zeigte sich orangerot im Osten. Eine Pracht! Und eine willkommene Pause, um Fotos zu machen: Fäustlinge weg, Jacke auf, Fotoapparat heraus, Foto, dann wieder alles verstauen. Und weitergehen.

 

Einen Gletscherbuckel weiter kam der Gipfelaufbau ins Blickfeld, als einziger Punkt hier heroben bereits von der Sonne angestrahlt. So nahe! Die Gedanken an ein stundenlanges Weiterstapfen lösten sich in nichts auf, in Kürze war der Sattel vor dem letzten Aufschwung erreicht. Dieser war in bestem Zustand, kein Bergschrund, keine Fixseile, nur eine steile Spur... und dann ging es nicht mehr weiter nach oben, der gewaltige Rundblick bestätigte: wir waren oben am Mittelgipfel, sonnig und windstill - was kann es schöneres geben?

 

Nach einer kurzen Gipfelrast begannen wir den Abstieg: Eine Tour ist erst beendet, wenn man wieder unten ist... Über den weiten, mittlerweile hell erleuchteten Gletscher ging's nach unten zum High Camp, kurzes Packen, dann weiter zum Mera La und in der schattseitig noch rutschig-hart gefrorenen Spur hinunter zum Gletscherrand. Anschließend führte ein grobblockiger, aber guter Steig hinunter und um eine Geländerippe herum, bis sich vor uns der kleine Talkessel von Khare auftat: geschafft!

 

EB Montag 2022-10-17