Island Peak / Imja Tse

Schwierigkeit Steige, I-II (Gletscher bis 50°) / PD+
Höhe/Länge

Gipfel 6189m, 1200mH
Abbruch am Crampon Point ca. 6000m, 1000mH

Gehzeit 8h gesamt

 

Auftakt unserer zweiten Bergreise in den Khumbu: Nach dem bereits bekannten Akklimatisierungstrekking über Namche und Dingboche wollten wir von Chukhung aus zuerst den Island Peak besteigen und anschließend über den hohen Pass Amphu Labtcha zum Mera Peak weiterziehen.

Der Plan für die Rundtour sag vielversprechend aus, einzig die recht kurze Akklimitisierungsphase vor dem Island Peak machte mir Sorgen - für andere zu recht, wie sich heruasstellen sollte.

 

Beim schlechtesten Wetter, das man in dieser Region zu dieser Jahreszeit seit langem erlebt hatte, gingen wir bis Dingboche. Fast durchgehend zumindest leichter Regen, die Berge wolkenverhangen, die Wege schlammig - aber keine Wetterkatastrophen wie anderswo, die ganze Täler abschnitten und Expeditionen zum Abbruch zwangen.

 

Ab Dingboche klarte das Wetter auf, es begann endlich die stabile Schönwetterperiode, für die der Oktober ja langjährig bekannt wurde. Einzig meine Gesundheit wollte nicht so recht, eine hartnäckige Erkältung verschlechterte sich zusehends. Vorerst konnte sie mit Antibiotika gebändigt werden.

 

Der Anmarsch ins Base Camp dauerte länger als erwartet, bei unfein windigem Wetter, dafür hatten wir komfortable Doppelzelte und ein geräumiges Messezelt. Nur das WC... ein (volles) Fass unter einem Loch im Boden.

Nach kurzem Training der Fixseiltechniken und Ausrüstungscheck gab es ein frühes Abendessen, danach eine kurze Nachtruhe: Bereits um halb eins sollte wieder geweckt werden.

 

Meine Nacht verlief unruhig und hustend, ich war offensichtlich noch gesundheitlich angeschlagen, wollte aber den Aufstieg zumindest versuchen - allein schon wegen der Akklimatisierung für die späteren Ziele. Nach dem kurzen Frühstück stapfen wir los in die dunkle Nacht: Obwohl der Mond eigentlich scheinen sollte, waren tiefe Wolken eingezogen, feuchter Nebel lag über allem. Also wanderten wir in den dicken Schuhen erst flach talein, dann in unzähligen steilen Kehren den Hang hinauf bis zu einigen kleinen, ebenen Plätzen: der Ort des selten genutzten High Camp.

 

Anschließend wurde der Weg ruppiger und steiler, immer wieder durchsetzt von leichten Kletterstellen oder anstrengend hohen Stufen. Ich versuchte laufend, nur über die Nase zu atmen, um meinen angeschlagenen Hals zu schonen, was angesichts der Höhe und des Wegzustandes immer schwerer wurde.

Kurz unter dem Crampon Point - und damit dem Übergang auf den Gletscher - hatte dann Roli Probleme und musste sich übergeben, Tina kämpfte ebenfalls sichtlich mit der Höhe, wenn auch nicht so schlimm. Ich entschied für mich: wir drei müssen runter: Ich war fast schon stimmlos und wollte meine Gesundheit nicht riskieren, die beiden anderen hatten sichtlich Höhenbeschwerden. Also ließen wir den Rest der Gruppe langsam gipfelwärts ziehen, während wir nach kurzer Rast den ganzen mühsamen Weg wieder abstiegen, Roli mehrfach mit Problemen kämpfend. Mit mehreren Pausen, Ibuprofen und fallender Höhe besserte sich die Situation allmählich. Es war sicher für alle die richtige Entscheidung gewesen, insbesondere im Hinblick auf die weitere Tour!

 

Am Fuß des letzten Hanges kamen uns unsere Träger entgegen - mit heißem Orangensaft! Herrlich, so ein Service...

Zurück im Lager hatte ich schwer mit dem Husten zu kämpfen, die weitere geplante Nacht hier oben sah ich sehr kritisch. Als die anderen Teilnehmer geschafft, aber glücklich wieder im Lager ankamen, rückte unser Guide Pemba mit dem schlechten Wetterbericht für die nächsten Tage heraus und kündigte an, die nächsten beiden Nächte in Chukhung aussitzen zu wollen. Das kam mir sehr entgegen, dort würde ich mich jedenfalls besser erholen können. Also ging es am selben Tag noch hinunter in die "Zivilisation", zu einer warmen Dusche und gutem Essen.

 

EB-Versuch Montag 2022-10-10

 

(alle nicht mit eigenem Copyright versehenen Fotos wurden freundlicherweise von den Reisekameraden zur Verfügung gestellt - danke!)