Große Zinne

Berg Große Zinne 2999m, Sextener Dolomiten
Höhenunterschied 450 mH, ca. 550m Kletterlänge
Schwierigkeit 3+

Endlich war er da - der Einlösetag zu meinem 30er-Geschenk! Ein Besuch der mittlere und höchsten Zinne hoch über dem Altensteintal stand an, zusammen mit Konrad Auer, einem DER Südtiroler Bergsteiger und jedenfalls Vorbild in Fels und Eis!

 

Aus dem geplant sehr frühen Start um 0500 wurde erstmal nichts - Hochgewitter! Meine Zweifel stiegen: Vereist? Klitschnass? Hmm...

Nicht so Konrad - Treffen ein bisschen verschoben, Fels wird trocknen. Bei uns immer noch Zweifel, am niederösterreichischen Kalk wär nach einem Starkregen innerhalb so kurzer Zeit an Klettern nicht zu denken.

 

Oben an der Auronzohütte angekommen, erwarteten uns kaum Leute, dem Wetter sei Dank - und der Fels war tatsächlich trotz Restbewölkung bereits fast trocken! Auf dem Zustieg unter der Südwand der "Großen" vorbei kam rasch Vorfreude auf, waren wir doch weitum die einzigen Kletterer am Berg.

 

Ohne viel Worte zu verlieren, startete Konrad (dicht gefolgt von einer noch etwas angespannten Tina) die Einstiegsrampe hinauf und wuselte wie eine Gämse die stufige Wand hinauf in die erste Scharte, wo sich erstmals der Blick in die Südwand auftut. Entlang von sehr alten (und wieder grau übermalten) roten Markierungen und neuen (auch schon wieder grau übermalten) gelben Markierungen gings flott nach oben, naja, wenn einer genau weiß, wo's langgeht...!

 

Im Bereich von möglichen Ständen und Abseilpunkten immer wieder das gleiche Bild: meist altehrwürdige Schlingen und ringsum jede Menge Bohrlöcher, umgeschlagene Gewindestangen und dergleichen - man scheint sich unter den Einheimischen uneins über die Absicherung zu sein :-)

 

Über zwei weitere, kurze Scharten verlässt man die Vorbauten und steigt in die steilere Südwand ein, die neben reichlich Schutt nun auch Passagen bis zum 3. Grad aufwartete - auf der Route kompakt, auch nur wenig daneben herzhaft brüchig. Und dann kam er endlich in Sicht, der berühmte "spiegelglatte Kamin", die Schlüsselstelle!

 

Naja, wer im Großaum Wien klettert, würde diesen Fels nie als spiegelglatt und abgespeckt bezeichnen... und ach so "schwer" wie oft betitelt ist er wirklich nicht - dafür mit den nächsten steilen Metern sicher die schönste Kletterstelle der Tour.

 

Zwei, drei kurze Steilstufen später steht man dann unvermittelt am Ringband, eine herrliche Autobahn. Einmal halb um den großen Zahn herum, und Vorsicht vor Verhauern im Gehgelände - dafür gibt es hier Gelegenheit genug!

Aber mit Konrad kein Problem, mit schlafwandlerischer Sicherheit fand er den Weg (ich hab mich zwar angestrengt, wäre aber mindestens ein Mal falsch abgebogen...).

Nach einem letzten abdrängenden Block samt kurzem, schönen Spreizkamin wurde der Blick frei, und ein kleines Stück Schmiedeeisen fing in der Sonne zu glänzen an - Tinas Strahlen war kaum zu übertreffen! Ein Lebenstraum von Ihr, und ich immer noch "gschamig" neben einem meiner Helden... was für ein Tag!

 

Dazu kam das für Sonntag so typische Gipfelglück in völliger Einsamkeit - wir hatten tatsächlich den Berg für uns allein. Schön.

 

Beim Abstieg durfte ich dann voraus, und trotz allen Routenstudiums beim Aufstieg hatte ich zwei kleine Verhauer bis zum Ringband. Danach ist der Weg vorgezeichnet...

Prinzip: abklettern, wo es nur geht! ...und wenn nichts mehr geht, ist eine Abseilschlinge nicht fern. Insgesamt ein fast schon zu kurzer Abstieg an einem wirklich eindrucksvollen Berg!

 

Ausklang bei leckerem Kuchen und Cappucino am Dürrensee. Herz, was willst du mehr?

(vielleicht die eine oder andere Tour auf diese drei steilen Zapfen... wer weiß?)

 

EB Sonntag 2012-08-05