Großvenediger (Normalweg von der Kürsinger Hütte)

Berg Großvenediger 3666m
Höhenunterschied 1240+140mH
Schwierigkeit II

Tinas lang ersehnte Traumtour – bei entsprechendem Wetter endlich umgesetzt! Kurzfristig noch für Freitag frei genommen, und in der Früh ab nach Neukirchen!

Am frühen Nachmittag dann Abmarsch vom Parkplatz Hopfeldboden bei fast wolkenlosem Himmel und sommerlichen Temperaturen. Bis zur Steilstufe unter der Berndlalm mussten die Schi zusätzlich zum ohnehin schweren Rucksack geschultert werden, ab der Alm war mit wenigen Unterbrechungen eine durchgehende Schneeauflage auf dem Forstweg vorhanden. Flach und malerisch ging es talein, immer den Großen Geiger im Blick. Nach kurzer Rast an der bewirtschafteten Postlalm weiter taleinwärts… 3 Stunden unterwegs und erst knapp Halbweg! Langsam machte sich der schwere Rucksack bemerkbar: Meiner hatte, um Tina zu entlasten, trotz rigorosem Gewichtsparen an die 20kg.

 

Über sich langsam leicht aufsteilendes Gelände an Bergrettungshütte und Materialseilbahn vorbei, zogen die Wolken langsam zu… Nebelstimmung im Aufstieg zur ehemaligen Türkischen Zeltstadt, um so beeindruckender hier das mehrfache Echo des Steinschlags aus dem nicht-mehr-perma-gefrorenen Steilhang. Schneefall und Wind setzten nach und nach ein und machten das Zustiegsfinale nach fast 7 Stunden noch einmal spannend: whiteout in der Dämmerung? In bereits brechendem Licht erkannten wir die Hütte im Nebel erst 20m vor dem Eingang. Witz am Rande: tags darauf war es zu dieser Zeit noch hell und sonnig!

 

Abends fassten wir die Entscheidung, keine Eingehtour (Keeskogel) oder Stefan-Tour (Großer Geiger) zu machen, sondern das für Samstag angekündigte optimale Wetter gleich für die Tina-Tour auf die weltalte Majestät höchstselbst zu nutzen: Normalweg über das Obersulzbachkees und die Venedigerscharte, zwei Hänge bis 35°, alles mit Schi machbar.

 

Früher Start in den nächsten Tag, aber: Nebelstimmung. Auf das Eintreffen der Wetterprognose hoffend, gingen wir dennoch in grauer Suppe los, fuhren auf den Gletscher ab und begannen mit dem Aufstieg von 1240mH. Alle Gletscherflächen, die wir betreten mussten, waren bestens überdeckt, sodass wir auf das Seil verzichteten. Dass viele andere gar keins mit hatten, ist eine andere Geschichte…

Nach und nach rissen die Wolkenfetzen auf und gaben den Blick frei auf die herrliche Gletscherlandschaft am Zwischensulzbachtörl. Der Venediger-Nordgrat, schon länger Ziel meiner Begierde, prahlte inmitten von Wolkenfahnen mit seiner schönen Linie – ein andermal! Wir stiegen weiter höher, teils wegen Schneeverwehungen die ansonsten knietiefe Spur neu ziehend. Unter der Venedigerscharte kam dann Wind auf. Die nötige Anziehpause nutzten wir gleich zur Rast. Danach den Steilhang zur Scharte hinauf, alle Spalten außer dem Schrund gut zu, passt. Weiter zum Gipfelhang, alles Pulver, passt auch. Nur konditionell gliederte sich Tina in eine Reihe von Mitbewerbern ein und zollte mit reduziertem Tempo der Höhe Tribut. Für mich verlief trotz schwerem Rucksack diesmal alles problemlos. Am Schidepot dann kurzes Zögern, wie bei vermutlich jedem, der den kurzen Grat zum ersten Mal sieht: Zuerst ein so zahmer Berg, und da soll ich jetzt drüber? Doch Tina bewältigte auch diese Stelle, und durch die mittlerweile schon etwas fortgeschrittene Zeit standen wir allein am Gipfel – wieder einmal!


Nicht lange, und die Uhr nötigte uns zur Abfahrt, die trotz mangelhafter Schitechnik und zerfahrener Hänge vom Gipfel bis ganz nach unten herrlichen Pulvergenuss bot! Einzig der Gegenanstieg zur Hütte war nach dieser Tour bei sengender Sonne doch sehr mühsam, aber glücklicherweise ging es allen so. Scharen von Neuankömmlingen erreichten im Laufe des Nachmittags und Abends die Hütte, sodass sogar diese riesige Unterkunft gerammelt voll wurde, Kontrastprogramm zur halbleeren Situation vom Vorabend.

 

Wir entschieden uns, entgegen vielen anderen, für die Abfahrt am nächsten Tag: 5 Stunden Auto bis Wien, Tina war schon etwas müde in den Haxen, da war eine weitere lange Tour wenig sinnvoll!


In der Nacht kam Sturm auf, der den Morgen über anhielt und unsere Entscheidung bestärkte – wir hatten unseren Traumtag gehabt, und bei Müdigkeit, Nebel und Sturm wollten wir nichts erzwingen. Anders als viele: die Aufstiege zu Großvenediger, Geiger und Schlieferspitze wurden emsig neu durch den Triebschnee der Nacht gespurt. Wir dagegen quälten uns über gefrorene Abfahrtsspuren des Vortages und allerfeinsten Bruchharsch tiefer, den Sturm im Nacken.
Ab der Postalm dann wieder ein tragfähiger Harschdeckel, der eine reibungslose Abfahrt bis zur Berndlalm ermöglichte. Nach einer kurzen Rast noch die Steilstufe hinunter, dann wars vorbei mit Schi-fahren, die letzten Meter war wieder -tragen angesagt. Dies allerdings wieder bei Sonne – die wolkenumwogten weißen Riesen hatten wir hinter uns gelassen.


EB Samstag 17-04-2010

Der zweite Besuchbei Ihrer weltalten Majestät, vier Jahre später... die Mühen des Zustiegs durchs Obersulzbachtal waren fast schon vergessen. Diesmal wollten wir im Rahmen der Ortsstellenschitour hinauf, und die Vorzeichen schienen gut: bestes Wetter das ganze Wochenende!

 

Allerdings sprachen weite Schneefahnen an den Graten eine klare Sprache: Sturm in der Höhe! Der Wind erreichte uns an ersten Gletscherboden, und ließ uns den restlichen Tag nciht mehr los. Dennoch: es war recht warm und wolkenlos, was will man mehr?

 

Den üblichen, direkten Gletscherweg hinauf gings an gut zugeschneiten Spaltensystemen vorbei zur Venedigerscharte; kurz steil, aber griffig und nie blank.


Der Gipfelhang war schon bestens bevölkert: von allen Hütten der Umgebung strebten die Tourengeher gipfelwärts, wie wir ja auch an diesem schönen Tag. Oben die übliche kurze Showeinlage - der Gipfelgrat - diesmal wesentlich länger und spektakulärer als letztes Mal, vor allem das Gipfelplateau ist heuer sehr klein... samt an anderer Stelle neu verankertem Kreuz. Eine tolle Aussichtsposition! Von Watzmann bis Glockner, Julischen bis Dolomiten schweift der Blick.

 

Der (lästige) Sturmwind verkürzte unsere Gipfelrast, und weiter gings Richtung Kleinvenediger...

 

Samstag 29-03-2014