Großer Angelus

Berg Großer Angelus 3521m, Nordwestgrat "Reinstadlerroute"
Höhenunterschied 800mH, Rundtour ca. 1000mH
Schwierigkeit Rundtour ca. PD (bis 35°, Stellen B und 1-2)

Die letzte und gleichzeitig höchste Tour unseres Sulden-Urlaubs sollte uns auf die beiden Riesen am Taleingang, den Großen Angelus und die Vertainspitze, führen.

Da auf den Großen Angelus von der Düsseldorfer Hütte eh nur eine im Hochsommer noch begehbare Tour führt, war klar: über die Reinstadler-Route auf den Gipfel (3521m), dann Abstieg in die Angelusscharte (3337m).

Hier war eigentlich der Walterweg über den Nordostgrat auf die Vertainspitze (3545m) meine erste Wahl, der Hüttenwirt (Walter!) riet jedoch davon ab: der Gratzustieg sei durch die Ausaperung alles andere als ein Genuß geworden!

Damit bot sich der leichtere Südostgrat (Normalweg) via Laaser Ferner und Rosimjoch (3288m) als Alternative an, gefolgt über den Abstieg durch das Rosimtal nach Innersulden. Aber der Reihe nach:


Um sechs Uhr gings angesichts König Ortler's Alpenglühn los über Moränen und Gletscherreste zum tiefsten Punkt des Nordwestgrates, über den es steil, aber problemlos und ganz kurz sogar mit Drahtseil nach oben ging. Nach der ersten Steilstufe dann endlich erste Blicke auf die imposante Firnhaube der Nordwestwand und einige Zeit wieder flacheres Gelände.

Am Gipfelgrat dann nochmals steile Blockkletterei zur recht kleinen Gipfelplattform: tolle Aussicht! Das merkwürdige Gipfelkreuz sorgt sicher bei jedem Besteiger für ein "aha"...


Nach kurzer, weil windiger Rast waren wir wieder unterwegs, diesmal in Richtung Angelusscharte. Die meiste Zeit weglos und etwas brüchig zwar, aber wenigstens hat man an einem Grat nie Orientierungsprobleme...

An der Scharte dann ab in die Eisen und rauf auf den Gletscher, denn die Sonne lies die Vertain-Ostwände bedenklich viel Substanz abstoßen!

Dafür ist der Laaser Ferner ein freundliches Stück Eis, nahezu völlig aper und nur wenige größere Spalten - problemloser Übergang zum Rosimjoch.


Dieses war jedoch mangels Eis wenig einladend, und so gings etwas früher direkt auf den Vertain-Südostgrat hinauf! Hier gabs tolle Einblicke auf den Rosimferner, aber auch die Ernüchterung: auf die Vertainspitze war eine wahre Massenwanderung im Gang, dazu bereits Menschentrauben am Gipfel... nichts, was wir uns gewünscht hätten! Daher die Entscheidung, direkt ins Tal abzusteigen, ohne noch die 300m zum Gipfel zu gehen.


Steil abwärts gings entlang und teilweise auf dem im unteren Teil ziemlich zerrissenen Rosimferner, der in einer pompösen Linkskurve ins Tal abbricht und den malerischen Rosimbach nach Sulden entsendet. Ab dem Gletschertor gabs dann erstmals wieder einen markierten Weg, der über die wildromantische Hochalm auf dem Rosimboden langsam die Waldgrenze und später Sulden selbst erreicht - 1600mH im Abstieg und dank Stöcke kein bisschen Knieprobleme...


Alles in allem bei entsprechender Erfahrung unschwierige und landschaftliche eindrucksvolle Tour mit zwei Schartenübergängen zum Schauen und Staunen, und eine schöne Route auf den formschönsten Berg vis-a-vis des Königs!


EB Donnerstag 14-08-2008